Fragen und Antworten
Selen als Natriumselenit hat eine gute Bioverfügbarkeit und kann zielgerichtet im Körper für die Schutzsysteme verwendet werden.
Die gleichzeitige Einnahme von anorganischem Selen (Natriumselenit) und Vitamin C ist zu vermeiden, da hierdurch die optimale Verfügbarkeit von Natriumselenit beeinträchtigt werden kann. Der Grund: Natriumselenit wird durch Vitamin C in eine Form umgewandelt, die für den Körper nicht verfügbar ist. Eine zeitlich versetzte Einnahme, z.B. von einer Stunde, hat dagegen keinen Einfluss.
Die Wirkweise von Selen aus Natriumselenit bzw. aus Natriumselenit-Pentahydrat ist identisch. In Natriumselenit-Pentahydrat ist lediglich sog. Kristallwasser in die Molekülstruktur eingebunden. Die Angabe Pentahydrat steht für fünf Wassermoleküle. Natriumselenit-Pentahydrat ist trotzdem ein Feststoff wie Natriumselenit.
Die Aufnahme von Selen aus Natriumselenit erfolgt vorwiegend im Dünndarm.
Freie Radikale sind Teilchen, die im Körper durch den normalen Stoffwechsel anfallen. Freie Radikale sind äußerst reaktive Teilchen, die andere Zellbestandteile oder Gewebe angreifen können. Der menschliche Organismus hat Schutzsysteme eingerichtet, die überschüssige Radikale rechtzeitig entsorgen, bevor sie sogenannte oxidative Schäden anrichten können. Diese Schutzsysteme enthalten das Spurenelement Selen. Deshalb ist Selen bedeutsam zum Schutz der Zellen vor oxidativen Schäden.
Bei ausreichender Selenversorgung produziert der Körper sogenannte Selenoenzyme, die verschiedene Funktionen ausüben. Selenoenzyme sind Eiweißverbindungen, die nur mit Selen als Baustein Ihre Aktivität als Biokatalysatoren besitzen. Man nennt sie auch Selenoproteine. Bis jetzt hat die Selenforschung ca. 25 Selenoenzyme entdeckt. Deren wichtigste Funktionen sind Schutz für Zellen und Zellbestandteile vor oxidativen Schäden - also antioxidative und antientzündliche Funktionen. Daneben regulieren Selenoenzyme die Hormonaktivität der Schilddrüse. Die Entdeckung weiterer Funktionen und weiterer Enzyme ist nach wie vor Gegenstand der Selenforschung.
In manchen Organen steckt mehr Selen als in anderen. Das ist ein Zeichen, dass die Selenversorgung für die normale Funktion dieser Organe besonders wichtig ist. In der Schilddrüse befindet sich viel Selen.
In Deutschland werden - im internationalen Vergleich - eher niedrige Selenspiegel gemessen:
53-79 µg Selen pro Liter (Vollblut)
[Deutsche Gesundheitshilfe, 2001, Selen - Ein lebenswichtiges Spurenelement, Sill-Steffens R; Kraus-Rauch, C.; Repp, V.]
Empfehlung optimale Selenspiegel im Blut:
101-139 µg Selen pro Liter (Serum)
121-168 µg Selen pro Liter (Vollblut)
[Gröber U, Mikronährstoffe, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, , 3. Auflage 2011] und [RKI, Selen in der Umweltmedizin, 2006] und [Deutsche Gesundheitshilfe, 2001, Selen - Ein lebenswichtiges Spurenelement, Sill-Steffens R; Kraus-Rauch, C.; Repp, V.]
Toxische Selenspiegel:
> 400 µg Selen pro Liter
[RKI, Selen in der Umweltmedizin, 2006]
Die Besorgnis, dass man sich mit täglich 200 µg Selen zusätzlich durch eine Nahrungsergänzung überversorgt, ist nicht gegeben, wie auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung aktuell dokumentiert hat [1]. Die EU hat eine Menge von 55 µg Selen einem 100%-Wert der empfohlenen Tagesdosis für die Kennzeichnung auf den Verpackungen in der EU zugeordnet [2]. Diese Selenmenge ist ein Schätzwert für den durchschnittlichen gesunden Menschen, um einen Selenmangelzustand zu vermeiden. Nach Expertenerkenntnissen und auch neuesten Angaben der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA ist dieser Wert jedoch zu niedrig, um die nötigen Selenoenzyme im Körper ausreichend bilden zu können [3]. Offiziell gültige neue Tages-Zufuhrempfehlungen stehen derzeit leider noch nicht fest. Lt. Umweltbundesamt beträgt die optimale Selen-Zufuhrmenge für den Menschen 1-2 µg Selen pro kg Körpergewicht [4]. Die maximale sichere Zufuhrmenge, die langfristig aus allen Quellen eingenommen werden kann ist 300-400 µg Selen pro Tag [5]. Erst ab Dosierungen von täglich 1.200 µg Selen und mehr könnten Nebenwirkungen auftreten [5]. Zudem wird Selen aus Natriumselenit wie in Cefasel®/Cefasel nutri® nicht im Körper angereichert. Falls der Körper nicht alles Selen benötigen sollte, kann es somit auch wieder ausgeschieden werden. Die tägliche Zufuhr von 200 µg Selen ist also nicht zu viel, schon gar nicht, wenn man über die Nahrung sowieso unterversorgt ist oder mehr Selen benötigt als andere.
Quellen:
[1] DGE. Ausgewählte Fragen und Antworten zu Selen: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE); 2015 [cited 2015 Mar 6].
[2] LMIV, Lebensmittelinformationsverordnung, VERORDNUNG (EU) Nr. 1169/2011 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 25. Oktober 2011
[3] EFSA, Scientific Opinion on Dietary Reference Values for Selenium, EFSA Panel on Dietetic Products, Nutrition and Allergies (NDA), EFSA Journal 2014; 12(10):3846
[4] nach Umweltbundesamt. Selen und Human-Biomitoring. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 45 2002) 2, 190-195
[5] (European Commission, SCF, SCF/CS/NUT/UPPLEV/25 Final, 2000 (IOM. Dietary Reference Intakes Elements, National Academies Press, 2000, www.iom.edu, www.nap.edu)
Prinzipiell kann man Selen auch in Haaren oder Nägeln messen, denn dort wird Selen abgelagert. Trotzdem ist eine Selenanalyse aus diesen Proben als kritisch zu bewerten, da Haare und Nägel am Stoffwechselgeschehen nicht aktiv beteiligt sind. Die Verwendung von z.T. aggressiven Haarpflegeprodukten oder Nagellacken dürfte solche Analysen zusätzlich verfälschen. Eine Selen-Bestimmung wird deshalb in den Laboren routinemäßig nur aus Blutproben erstellt.
Selen ist ein Halbedelmetall und kommt in der Natur in Mineralien in der Erdkruste vor. In unserem Erdboden ist Selen ein natürlicher Bestandteil.
Pflanzen nehmen Selen aus dem Erdboden auf. Durch pflanzenfressende Tiere gelangt Selen ins Fleisch. Da aber in Deutschland die Böden wenig Selen aufweisen, ist eine vegetarische Ernährung für Mensch und Tier zur Selenversorgung eher unzureichend. Nutztieren wird deshalb über das Futtermittel Selen zum Erhalt der Gesundheit seit Jahrzehnten zugesetzt. Deshalb stecken in Fleisch und Innereien, vor allem vom Huhn und Schwein, verhältnismäßig viel Selen.
Auch einige Fischarten sind besser mit Selen ausgestattet, da sich Selen über die Nahrungskette dort anreichert.
Als pflanzliche Selen-Quelle kommen zwar Para- und Kokosnüsse in Frage, jedoch kann der Selengehalt je nach Bodenbeschaffenheit sehr hoch oder auch sehr niedrig sein.
Je nach Herkunft des Paranuss-Baumes und nach Selengehalt im Erdboden schwanken die Selenmengen in den Paranüssen sehr. Lt. Literaturangaben können in 100 g Paranüssen ca. 100 µg oder knapp 2.000 µg Selen enthalten sein. Die Streubreite gemessener Werte reicht sogar von 3 – 51.200 µg Selen pro 100 g Frischgewicht. Man weiß demnach nicht, ob man täglich nur ein kleines Stück oder eine Handvoll Paranüsse essen müsste, um 100 µg Selen zu sich zu nehmen. Doch 100 g Paranüsse liefern auch durchschnittlich satte 670 Kalorien und knapp 67 g Fett. Eine Sonderstellung unter den Lebensmitteln nehmen Paranüsse auch aufgrund Ihrer außergewöhnlich hohen Radiumgehalte ein: Diese können bis zu 1.000-fach höhere Radiumgehalte als die Gesamtnahrung in Deutschland aufweisen. Nüsse an sich sind zudem oft mit Schimmelpilzen belastet. Zur täglichen gezielten Selenversorgung eignen sich Paranüsse somit nicht.
[Die große GU Nährwert Kalorien Tabelle, Elmadfa I, Aign W, Muskat E, Fritzsche D, Gräfe und Unzer Verlag, Ausgabe 2014/2015]
[BfR, verwendung_von_mineralstoffen_in_lebensmitteln_bfr_wissenschaft_4_2004.pdf, S266]
[Bundesamt für Strahlenschutz. Natürliche Radioaktivität in der Nahrung; Stand 21.04.2016]
[Fairweather-Tait S, Bao Y, Broadley M, Collings R, Ford D, Hesketh J et al. Selenium in Human Health and Disease. Antioxidants & redox signaling 2011:1337–83.]
Ja. Untersuchungen zur Selenversorgung von Vegetariern und Veganern aus München und Berlin bestätigten die signifikant geringeren Selenblutwerte im Vergleich zu Personen, die in Ihrer Ernährung nicht auf tierische Nahrungsmittel verzichteten.
[Hildbrand T. Validität der Abschätzung der Jod- und Selenzufuhr anhand eines Food-Frequency-Tables und der Versorgung mit diesen beiden Spurenelementen ermittelt durch die Jodurie und Plasmaselenwerte bei omnivor, lactovegetarisch und vegan sich ernährenden Personen [Dissertation, LMU München]; 2014.]
[Hoeflich J, Hollenbach B, Behrends T, Hoeg A, Stosnach H, Schomburg L. The choice of biomarkers determines the selenium status in young German vegans and vegetarians. Br J Nutr 2010;104:1601–4.]
Die Gefahr der Anreicherung von Selen im Körper besteht nicht für Selen als Natriumselenit.
Sollte zuviel Selen als Natriumselenit aufgenommen worden sein, erfolgt die Ausscheidung des überschüssigen Selen vorwiegend über Urin und Stuhl, aber auch über die Lunge. Deshalb kann ein knoblauchartiger Atem ein Hinweis auf eine Überversorgung mit Selen sein.
Eine Überversorgung mit Selen ist sehr unwahrscheinlich. Nach Einzelfallberichten aus der Literatur können folgende Symptome auftreten, die sich nach Absetzen der Selenzufuhr auch wieder zurückbilden können: Knoblauchartiger Atemgeruch, Erschöpfung, Müdigkeit, Magen-Darm-Beschwerden, Haarausfall, brüchige Haare, Nagelveränderungen (fleckig, streifig, brüchig), Hautveränderung.
[Ernährungsmedizin, Biesalski K, Bischoff SC, Puchstein C, Thieme-Verlag, 4. Auflage 2010]
Da Selen am Erhalt normaler Haare und Nägel, an der normalen Spermienbildung und am Zellschutz beteiligt ist und eine normale Funktion des Immunsystems und der Schilddrüse unterstützt, kann eine Unterversorgung mit Selen dort zu Funktionsstörungen führen.
Belegbar ist eine Unterversorgung oder ein Selenmangel durch eine Messung des Selengehaltes im Blut.
Da der Körper Selen nicht produzieren kann, ist er auf die tägliche Zufuhr angewiesen. Das sollte im besten Fall über ausreichend selenhaltige Nahrungsmittel erfolgen. Wenn die Zufuhr über die Nahrung nicht ausreicht, kann man Selen jeden Tag zusätzlich einnehmen. Wer lieber eine kurmäßige Anwendung bevorzugt, kann Selen auch beispielsweise über jeweils 3 Monate täglich als Kur zweimal im Jahr einnehmen.
Untersuchungen zeigen, dass in Deutschland und in Europa die Selenversorgung im Durchschnitt nicht genügt, um sich ausreichend mit Selen zu versorgen und optimale Selenspiegel zu erreichen*. Wenn die Selendefizite durch die Ernährung nicht ausgeglichen werden können ist eine tägliche Selenzufuhr zusätzlich zur Nahrung empfehlenswert, um den Körper mit ausreichend Selen zu versorgen. Eine Blutuntersuchung kann einen Anhaltspunkt geben, ob man ausreichend mit Selen versorgt ist.
[*Umweltbundesamt. Selen und Human-Biomitoring. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz 45 (2002) 2, 190-195]